Jede Woche neue Akten
Der Caritasverband für den Kreis Höxter hat in Brakel eine Fachstelle für Verdachtsabklärung eingerichtet, die beurteilt, ob in Verdachtsfällen die Annahme sexualisierter Gewalt begründet ist oder nicht. Die Mitarbeiterinnen des neuen Dienstes arbeiten eng mit dem Jugendamt im Kreis Höxter zusammen. Die Zahl der Anfragen ist groß.
Wenn Verdachtsfälle auf sexuellen Missbrauch bekannt werden, fließen die Informationen beim Jugendamt für den Kreis Höxter zusammen. Ergibt sich jedoch aus den vorliegenden Unterlagen kein deutliches Bild, bezieht das Jugendamt die Fachberaterinnen in der Caritas-Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche ein.
Innerhalb einer Woche nach der Zustellung der Akte lädt die Caritas-Fachstelle für Verdachtsabklärung die Betroffenen zu einem Gespräch ein. Neben der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen wird auch mit den schützenden Erziehungspersonen gearbeitet. Werden sowohl Erziehungspersonen als auch Kinder und Jugendliche beraten, geschieht dies durch unterschiedliche Beraterinnen - ebenso im Fall von Geschwisterkindern.
"Zunächst kommt es insbesondere darauf an eine stabile therapeutische Beziehung zu den Kindern und Jugendlichen aufzubauen", betont Psychologin Linda Peine, Leitung der Erziehungsberatungsstelle. Die Mitarbeiterinnen der Caritas arbeiten unter anderem mit Bildern, Bilderbüchern und therapeutischen Spielen, um die bedrängende Situation für die Kinder zu lockern. "Oft finden Kinder für das Geschehene keine passenden Worte oder haben Angst, das Familiensystem zu zerstören, wenn sie etwas davon preisgeben", sagt Linda Peine.
Es geht bei den Treffen auch um die Wissensvermittlung über sexualisierte Gewalt und die Sensibilisierung von schützenden Erziehungspersonen, um aufzuklären, was sexualisierte Gewalt ist und wo sie beginnt.
In der Hälfte aller Fälle treffen sich die Kinder und Eltern mit den Beraterinnen bis zu fünf Mal. Manchmal kommen die Kinder und Jugendlichen wesentlich häufiger zu den Gesprächen. Am Ende steht eine detaillierte Stellungnahme der Fachstelle für Verdachtsabklärung für das Jugendamt, ob sich der Verdacht erhärtet hat und dem Jugendamt Informationen für ein eventuelles für ein strafrechtliches Verfahren zu liefern und den Betroffenen bei Bedarf eine mittel- und langfristige therapeutische Anbindung zu vermitteln.
Insgesamt 127 Termine haben seit Gründung der Fachstelle für Verdachtsabklärung im April bis Anfang September 2024 stattgefunden. Das Altersspektrum der betroffenen Kinder und Jugendlichen reicht von 4 bis 19 Jahren. 72 Prozent der Betroffenen sind weiblich. "Zurzeit erhalten wir jede Woche neue Akten", erklärt Linda Peine.
Neben der Betreuung der Fälle ist es wichtig sich auch im Bereich der Verdachtsabklärung im Kreis gut zu vernetzen. Neben der Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ist die kollegiale Zusammenarbeit wichtig, insbesondere mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) des Jugendamtes.
Ebenso wurden bereits Kooperationen mit Kinderschutzambulanzen geschlossen. Zur Qualitätssicherung nehmen die beiden Fachberaterinnen regelmäßig an entsprechenden Schulungen und Fachtagungen teil.