Balsam auf der Seele
Brakel/Höxter. Der Beverunger Fotograf Peter Bachmann ist ein Autodidakt, der ein unverwechselbares Profil als Künstler entwickelt hat. Zu sehen ist das in einer Ausstellung, die in Brakel und Höxter zu sehen ist. Ermöglicht wird die Fotoschau vom Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas, der Paritätischen Kreisgruppe Höxter in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsdienst des Kreises Höxter im Rahmen der "Woche der seelischen Gesundheit".
Irgendwann ist Peter Bachmann mit dem Fahrrad losgefahren - von Beverungen bis nach Bad Karlshafen oder Hannoversch Münden. Schon bald wollte er etwas "mitnehmen" von den Eindrücken seiner regelmäßigen Touren. Er kaufte eine gebrauchte Kamera für 25 Euro und begann zu fotografieren. Landschaften, die Weser, Bäume, Waldstimmungen. Die Qualität wurde im Lauf der Zeit Fotos immer besser. Das Handwerk der Fotografie brachte er sich selbst bei, er sparte für bessere Kameras.
Peter Bachmann ist ein Beispiel dafür, wie kreative Arbeit das Leben bei psychischen Problemen erleichtern kann. Nachdem seine Lebensgefährtin gestorben war, fiel Peter Bachmann alles schwerer. Der Alltag wurde zu laut und unruhig, zu bedrängend. Auto konnte er nicht mehr fahren, seiner Arbeit nicht mehr nachgehen.
Er hat gelernt, damit umzugehen. Schwierigen Situationen geht Peter Bachmann nicht aus dem Weg, sagt die Sozialarbeiterin Anna-Lena Hasenbein vom Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas, die ihn gut kennt. "Aber bei hohen Anforderungen, wenn Dinge zu erledigen sind, können depressive Episoden erneut auftreten."
Die Fotografie ist für Peter Bachmann seine größte Kraftquelle, eine Form von "Selbsttherapie". Geduld und Ausdauer braucht man dafür - Eigenschaften, die vor Depression schützen - und einen besonderen, sensiblen Blick, der Beruhigung und Halt in der Natur sucht und findet.
"Fotografien können helfen, mit Depressionen besser zurechtzukommen", sagt Steffani Schröder-Czornik, die ärztliche Leiterin des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Caritas. Fotografie sei eine Möglichkeit, sich kurz von der Depression zu befreien. In solchen Momenten kann Besonderes, Kunst, entstehen.
Ein Mensch wie Peter Bachmann, der sich lieber zurückzieht, vereinsamt schnell. Mit den Sozialarbeiterinnen der Caritas kann er sprechen und Hilfe erhalten, wenn Situationen drohen, ihm über den Kopf zu wachsen. Seit 2011 sind die Mitarbeiterinnen vom Sozialpsychiatrische Dienst seine Stabilisatoren in einem Alltag, der sich oft wie eine "emotionale Achterfahrt" anfühlt.
Oft wird bei den Beratungsterminen über seine Fotos geredet. Weil ihnen seine Fotoarbeiten so sehr gefallen, haben die Caritas-Mitarbeiterinnen Peter Bachmann gefragt, ob er seine Fotos ausstellen will und ihm dann bei der Vorbereitung des Events geholfen.
Die Ausstellung zeigt, dass Peter Bachmann sich vom Hobbyfotografen zu einem Künstler mit einem eigenen, authentischen Stil entwickelt. Er bearbeitet seine Fotos nicht mit digitalen Bildprogrammen, wie das heute normal ist. Seine Aufnahmen sind echt, das ist ihm wichtig. Er hat das so gesehen und mit der Kamera eingefangen. Nur wenn die Fotos dieses Gefühl vermitteln, sagt er, sind sie wie "Balsam auf der Seele".